28. August 2019

Private Pflegeversicherung sinnvoll?

Gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus

Die Hälfte aller Menschen wird statistisch gesehen irgendwann einmal im Leben pflegebedürftig, vor allem im Alter. Das bringt große finanzielle Probleme mit sich, denn Pflege ist aufwändig und teuer. Und es bringt große persönliche Herausforderungen für den Pflegebedürftigen und seine Angehörigen.

Wer pflegebedürftig wird, muss sich umstellen. Es ist gar nicht so einfach, in seinem Alltag plötzlich von der Zuwendung anderer Leute abzuhängen. Noch schwieriger ist es, wenn diese Pflege dann viel Geld kostet, das nicht da ist. In vielen Fällen reichen auch die Zahlungen der gesetzlichen Pflegeversicherung und das Alterseinkommen zusammen nicht aus, um die Kosten zu decken. Dann ist guter Rat teuer.

Zuerst kann man dann das Vermögen aufbrauchen, wenn man eins hat. Das Konto bis auf Restbestände leerräumen und womöglich Haus oder Wohnung beleihen und schließlich verkaufen, wenn das notwendig ist. Ist kein Geld (mehr) da, kommt Hilfe vom Sozialamt, und das prüft dann, ob es sich die ausgelegten Kosten (auch teilweise) von den Kindern des Pflegebedürftigen zurückholen kann. Das Sozialamt kommt allerdings nur zum Zug, wenn die Kinder ordentlich Geld verdienen. Künftig sollen die Freibeträge, die angerechnet werden, bevor Kinder zahlen müssen, noch höher werden.

Familiäre Solidarität ist keine “Einbahnstraße”. Daher unterhalten Eltern nicht nur ihre Kinder, sondern diese müssen auch für ihre pflegebedürftigen Eltern sorgen. Gilbert Häfner hat die Regelungen zusammengefasst.

Oder Sie schließen eine Pflegezusatzversicherung ab. Die zahlt zusätzlich zur gesetzlichen Pflegeversicherung und hilft so, die Pflegekosten zu tragen. Diese Versicherung können Sie in unterschiedlichen Formen und unterschiedlichen Höhen abschließen.

Als Varianten der privaten Pflegezusatzversicherung gibt es drei Formen:

Die Pflegetagegeldversicherung, die für jeden Tag als Pflegebedürftiger einen bestimmten Satz zahlt. Über die Verwendung des Geldes kann man selbst bestimmen.

Die Pflegekosten-Police, die nur professionelle Pflegeleistungen von anerkannten Dienstleistern zahlt.

Die Pflegerentenversicherung, die Pflegebedürftigen eine monatliche Rente zahlt.

Der Staat fördert den Abschluss einiger Varianten der Pflegetagegeldversicherung mit dem “Pflege-Bahr”, einem Zuschuss zu den Versicherungskosten von 5 Euro im Monat.

Allen Verträgen ist gemein, dass Sie den Vertrag jetzt abschließen können, aber in jedem Fall bis zum Eintritt des Pflegefalls einzahlen müssen. Häufig müssen Sie auch als Pflegefall noch weiterzahlen, allerdings erstatten viele Policen die Kosten zusätzlich zu den eigentlichen Pflegekosten oder stellen die Pflegebedürftigen beitragsfrei.

Hindernis ist eher, dass solche Versicherungen oft relativ teuer sind, schon 60-Jährige zahlen schnell 100 Euro im Monat, und die Kosten können in Zukunft noch steigen. Dumm ist, wenn dann in der Rente das Geld für die Versicherung nicht reicht. Hat man aber einmal die Zahlung beendet, ist in der klassischen Variante auch der Schutz dahin, auch wenn man vorher 15 oder 20 Jahre eingezahlt hat. Wichtig ist also, sich vor Abschluss des Vertrages klar zu werden, ob man in der Rente die Beiträge weiterzahlen kann. Oder zumindest beim Abschluss der Pflegeversicherung einen Zeitraum zu vereinbaren, den man mit den Beiträgen pausieren kann. Wenn der finanzielle Engpass denn nur kurzzeitig ist.

Der Zahlmodus der Verträge selbst ist oft relativ einfach, weil sie sich bei der Feststellung des Pflegebedarfs an den Feststellungen der gesetzlichen Pflegeversicherung orientieren, und dann deren Zahlungen mehr oder weniger kräftig ergänzen.

Die Einstufung erfolgt dort anhand von über 60 Kriterien in fünf unterschiedlichen Pflegegraden. Je höher der Grad, desto höher der festgestellte Pflegeaufwand, desto mehr Geld gibt es. Einschränkungen beispielsweise durch Demenz werden dabei genauso berücksichtigt wie körperliche Behinderungen. Für die stationäre Pflege wird deutlich mehr Geld gezahlt als für die heimische Pflege.

Quelle: MDR – Mitteldeutscher Rundfunk