16. Januar 2020

Ambulante Pflege – worauf achten?

Früher oder später muss sich jeder einmal mit der Frage auseinandersetzen: Wie soll es im Alter weitergehen? Egal, ob es sich hierbei um die eigene oder um die Zukunft der Eltern dreht – wichtig ist in jedem Fall, dass man einen Plan hat, bevor die Kraft nachlässt, die Krankheit schlimmer oder das Gedächtnis schwächer wird. Rund 80 Prozent der über 50-Jährigen wünscht sich im Fall einer Pflegebedürftigkeit eine ambulante Pflege zu Hause. Auf diese Weise kann nicht nur die gewohnte Umgebung, sondern auch ein Stück Freiheit und Individualität bewahrt werden. Doch bei der Wahl des richtigen Pflegedienstes gilt es einiges zu beachten.

Helfer statt Eindringling

Idealerweise erklärt sich der Lebenspartner, ein Kind oder ein anderer Verwandter bereit, sich mehrmals täglich um den Pflegebedürftigen zu kümmern. Aufgrund von Berufstätigkeit, Familie oder anderen Pflichten ist dies aber nicht immer – zumindest nicht in vollem Umfang – möglich und eine professionelle Pflegekraft ist zur Unterstützung nötig.

Dies entlastet nicht nur die Angehörigen, sondern schenkt ihnen auch mehr Zeit. Anstatt die wertvolle Freizeit mit Füttern, Waschen und Putzen zu verschwenden, kann man solche Pflegeleistungen auch einem Profi überlassen und in der Zeit stattdessen mit dem Pflegebedürftigen spazieren gehen, Karten spielen oder diesem etwas vorlesen.

Zwar ist es gerade für ältere Menschen ungewohnt, intime Angelegenheiten wie Körperpflege oder den Gang zur Toilette mit einem Fremden zu teilen. Gleichzeitig ist es vielen Menschen aber auch unangenehm, sich beispielsweise von ihren Kindern, die zeitlebens zu ihnen aufgesehen haben, plötzlich waschen oder zur Toilette bringen zu lassen. Solche Situationen sind möglicherweise bei einem Profi weniger problematisch, als mit der eigenen Verwandtschaft.

Auf das Bauchgefühl vertrauen

Dennoch sollte die Pflegekraft den Patienten möglichst so liebevoll behandeln, als wäre sie mit ihm verwandt. Hier gibt es qualitativ große Unterschiede bei Pflegediensten. Während manche lieblos sowie im Stakkato arbeiten und ihre Kunden im Minutentakt abfertigen, nehmen sich andere Zeit, hören zu und gehen auf die individuellen Bedürfnisse ein. Die Wahl des richtigen Pflegedienstes sollte also wohl durchdacht sein.

Hören Sie sich im Bekanntenkreis nach Erfahrungen mit Pflegediensten um, fragen Sie Ihren Hausarzt und besuchen Sie die zur Auswahl stehenden Dienste persönlich. Lernen Sie dort die Mitarbeiter in einem persönlichen Gespräch kennen. Achten Sie auf Ihr Bauchgefühl. Wirken die Pflegekräfte fröhlich und motiviert, oder gestresst und desinteressiert? Fragen Sie im Gespräch, ob stets von derselben Pflegekraft betreut wird, oder ob Sie sich jeden Tag auf ein neues Gesicht einstellen müssen.

Leistungen sind unterschiedlich

Je besser die Pflegekräfte ausgebildet sind, desto bessere Betreuung können Sie auch von Ihnen erwarten. Dies gilt besonders, wenn Sie regelmäßig Medikamente einnehmen oder Spritzen bekommen müssen. Je mehr Hilfe Sie benötigen, desto umfassender sollte auch das Angebot des Dienstes sein.

Überlegen Sie sich also vorher, in welchen Lebensbereichen Sie Unterstützung brauchen: Sollte die Pflegekraft im Haushalt helfen, putzen, Essen bringen, Medikamente verabreichen, Einkäufe und Botengänge erledigen? Oder reicht es Ihnen, wenn zweimal wöchentlich kurz jemand nach dem Rechten sieht? Erkundigen Sie sich vorher, ob der Pflegedienst auch alle Leistungen bietet, die Sie sich wünschen.

Rund um die Uhr in der Nähe?

Achten Sie auf Sauberkeit und Hygiene: Tragen die Angestellten saubere Kleidung, wirken sie gepflegt, sind sie gut mit Hilfsmaterial ausgestattet? Wichtig ist nicht zuletzt auch die räumliche Nähe des Pflegedienstes, um im Notfall schnell zur Stelle sein zu können. Erkundigen Sie sich, ob auch am Wochenende und in der Nacht ein Bereitschaftsdienst vorhanden ist.

Außerdem sollte der Pflegedienst mit anderen Institutionen, die für die persönliche Pflege wichtig sind – etwa dem Hausarzt oder sozialen Diensten – vernetzt sein. Generell ist natürlich wichtig, dass der Pflegedienst seine Leistungen mit Pflege- und Krankenkassen abrechnen kann. Je nach Pflegestufe erhält nämlich der Patient die Kosten für den Pflegedienst von der Kasse zurückerstattet.

Pflege allein reicht nicht aus

Um sich das Leben zu Hause im Alter zu ermöglichen, reicht ein guter Pflegedienst oft nicht aus. Wenn alte, gebrechliche Menschen allein leben, sollten verschiedene Umbaumaßnahmen in der Wohnung vorgenommen werden, um den Alltag zu erleichtern und Unfällen vorzubeugen. Dazu gehören beispielsweise:

  • der Einbau von Rampen und Treppenliften
  • das Anbringen von Handläufen und Haltegriffen
  • die Absenkung von Regalen und Hängeschränken
  • der Einbau eines Duschsitzes oder eines Badewannenlifts
  • das Erhöhen des Bettes und des Toilettensitzes

Werden alte Menschen durch derartige Hilfen und einen freundlichen, kompetenten und zuverlässigen Pflegedienst in den eigenen vier Wänden unterstützt, dann dürfte einem selbstbestimmten Leben nichts mehr im Weg stehen.

Bildnachweis: © istockphoto, Katarzyna Bialasiewicz
Quelle: gesundheit.de